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„Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“
„Die Dreigroschenoper“ zum Start der 1250 Jahr-Feier in Heimbach
Mit einem Paukenschlag startet Heimbach am Freitag Abend, dem 19. Juni, in die Feierlichkeiten zu seinem
1250jährigen Bestehen: „Die Dreigroschenoper“. Schließlich handelt es sich dabei
um nichts Geringeres als um das erfolgreichste deutsche Musiktheater-Stück. Einige Titel wie z.B. die
Moritat von Mackie Messer „Und der Haifisch, der hat Zähne ...“ wurden Welthits. Und das Thema,
um das es dabei geht, ist so aktuell wie zur Zeit seiner Entstehung. Sämtliche Mitwirkende, Haupt-, Nebendarsteller,
Chor, Orchester, sind Aktive der Heimbacher Kulturvereine oder Projektteilnehmer aus dem Ort, ganz bewusst,
als Zeichen für das besondere kulturelle Engagement in Heimbach, und ein gutes Omen dafür, dass es eine originelle
und unvergessliche Aufführung wird.
Warum gerade „Die Dreigroschenoper“ ?
Es gab natürlich auch andere Überlegungen. Aber für die Entscheidung im vergangenen Herbst waren dann folgende
Punkte ausschlaggebend:
- Es ist kein reines Musikstück, sondern ein Theaterstück mit Musik, in dem alle aus den Heimbacher
Kulturvereinen und darüber hinaus interessierten Bürger mitwirken können.
- Dann die Aktualität des Stücks heute: Es geht um Armut, Bettler, Huren und um die Oberen der Gesellschaft,
um Betrug, Bestechung und Skrupellosigkeit, wie sich Menschen in der Gier nach Geld und Macht moralisch und
sittlich verderben lassen. Wer oben steht, hat es geschafft. Nur kommt man dorthin auf ehrliche Weise gar nicht
oder zu langsam.
Die Uraufführung war 1928 zur Zeit der damaligen Weltwirtschaftskrise. Man darf heute, 80 Jahre später, gespannt
darauf sein, was im Publikum los ist, wenn Mackie Messer sagt „Was ist schon der Einbruch in eine Bank
gegen die Gründung einer Bank?“, oder wenn das Finale zum zweiten Akt „Erst kommt das Fressen, dann
kommt die Moral“ gesungen wird.
- Deshalb auch: Das Stück ist keine oberflächliche „Schnulze“. Es hat einen konkreten
geschichtlichen Hintergrund, die Verhältnisse in London zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Es hält uns einen Spiegel
vor, unserem Ort im Kleinen, und der großen Gesellschaft weit darüber hinaus - mit einer Botschaft, die nie
veraltet und einem 1250-jährigen Jubiläum gut ansteht.
Ist die Musik zum Jubiläum harmonisch genug?
Die Musik ist natürlich auf das Thema hin geschrieben. Und so wie die Texte von Bertolt Brecht ist auch die
Musik von Kurt Weill zum Teil recht deftig und eigen. Aber gerade diese Musik war es letztlich, die den
Triumph des Stücks begründet hat. „Die Moritat von Mackie Messer“ und andere Melodien sind
regelrechte Gassenhauer - bis heute.
Wo findet die Aufführung statt ?
Nicht in der Anton-Götz-Halle. Für „Die Dreigroschenoper“ und für die hoffentlich vielen Besucher
braucht es mehr Platz. Aufführungsort ist ein großes, gut 700 Besucherplätze fassendes Festzelt direkt neben
der Anton-Götz-Halle, in dem auch weitere Veranstaltungen am Samstag und Sonntag stattfinden. Dafür arbeiten
Teams in mehreren handwerklichen und künstlerischen Bereichen. Zurzeit entsteht z.B. eine Bühnenkulisse, grafisch
gestaltet von Henning Luckert. Diese vermittelt bei der Aufführung das richtige Ambiente und kann für die anderen
Veranstaltungen ohne großen Umstellungsaufwand angepasst werden.
Wie weit sind und wie laufen die Proben ?
Das Rollenlernen der Haupt- und Nebendarsteller sowie die Einzelproben für den Projektchor unter Leitung
von Andreas Ebner und für das Orchester unter Leitung von Michael Bockstahler laufen seit Mitte Februar. Jetzt
geht es um das perfekte Zusammenspiel der Rollen aller Beteiligten, Szene für Szene, in Dialogen, Musik, Bewegung
und Dramaturgie. Und jede Szene natürlich mehrmals, bis sie richtig „sitzt“. Dies läuft unter der
Leitung von Isabel Rothe aus Freiburg. Ohne ihre Regie-Erfahrung wäre das gar nicht möglich. Dafür haben die
rund 120 Mitwirkenden bis heute schon mehr als zweitausend Probenstunden absolviert. Und bis 19. Juni werden
es sicher noch einmal so viele. Die Qualität der Aufführung soll ja, wie bei allen Heimbacher
Kulturveranstaltungen, besonders gut sein. Die Gesamtleitung all dieser Dinge, Vorbereitungen, Gestaltung,
Proben und Aufführung, liegt in den bewährten Händen von Andreas Ebner.
Was wünschen wir uns bei dieser Aufführung ?
Wir wünschen uns, natürlich, ein „volles Haus“ bzw. Zelt. Weil diese Aufführung für die Gemeinde,
für den Umkreis, und als Thema für ein Gemeinde-Jubiläum wirklich etwas Besonderes ist. Damit wollen wir die
Besucher anregen, auch an den anderen Tagen die 1250 Jahr-Feierlichkeiten zu besuchen. Außerdem soll es ein
Beispiel dafür sein, was in einem intakten Gemeinwesen mit gut harmonierenden Vereinen in freiwilligem,
unentgeltlichem Engagement möglich ist, und wieder Ansporn für die Zukunft geben, auch für uns selbst.
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